Soziale Beratung mit Schwerpunkt Energiekrise

11.04.2023

Für Menschen, die wegen der Preissteigerungen in Not geraten, bietet das Diakonische Werk dank zusätzlicher Kirchensteuern eine neue dezentrale Beratung an.

Eine Hand hält einen Stift, auf dem Tisch liegen Papiere, Münzen und eine Glühbirne.

Foto: Maria Fuchs – AdobeStock.com

„Täglich erhalte ich mehr Anfragen. Es kommen Menschen, die ihre Stromrechnungen nicht zahlen können oder die grundsätzlich finanzielle Schwierigkeiten haben und nicht wissen, was sie tun können oder wer helfen kann“, berichtet Nicole Oeynhausen. Seit wenigen Wochen bietet sie eine Allgemeine Sozialberatung an mit einem Schwerpunkt bei Fragen zu gestiegenen Energiekosten. Das Diakonische Werk Köln und Region hat die neue Stelle eingerichtet, angegliedert bei den Schuldnerberatungsstellen. Finanziert wird sie mit Mitteln des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe aus den höheren Kirchensteuereinnahmen der Energiepauschale von 2022.

Einzelfallhilfe erfolgt, nachdem Bedürftigkeit geprüft wurde  

Zusätzlich haben einige Presbyterien beschlossen, ihre Anteile aus den Mehreinnahmen ebenfalls dem Diakonischen Werk zur Verfügung zu stellen, um diese als Einzelfallhilfen direkt an Betroffene auszuzahlen. Um hier eine gerechte Verteilung zu gewährleisten, gibt es eine Bedürftigkeitsprüfung: Einkommensnachweise, Steuer- oder Leistungsbescheide sowie Rechnungen der Energieversorger müssen vorgelegt werden. Erst wenn keine gesetzlichen Hilfeleistungen in Anspruch genommen werden können, insbesondere bei Stromkosten, erfolgt die Auszahlung eines Betrages, der im akuten Fall weiterhilft. „Aus diesen Mitteln geht kein Anteil in die neue Stelle, sondern sie werden ausschließlich zur Unterstützung von betroffenen Personen eingesetzt“, erläutert Jörg Zeyßig, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Köln und Region. Er freut sich darüber, „hier wieder ein gutes Beispiel diakonisch-kirchlicher Zusammenarbeit geschaffen zu haben.“

Kostenlose Beratung in Köln, im Rhein-Erft-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Kreis

Kirchengemeinden aber auch andere Stellen können Menschen, die vor allem wegen der steigenden Kosten in finanzieller Not sind, an das neue Hilfsangebot verweisen. Nicole Oeynhausen berät montags bis freitags abwechselnd im gesamten Gebiet des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, bisher an drei Standorten in Köln, im Rhein-Erft-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Die Leute finden fast alle selbständig den Weg zu mir“, sagt Oeynhausen, „über die Suche im Internet oder den Hinweis, doch mal bei der Diakonie nachzufragen. “ Eine Trennung zwischen Energiebeihilfen und Allgemeiner Sozialer Beratung gebe es dabei nicht, „die Leute haben meist vielfältige Problematiken und dann sprechen wir auch schnell über andere Themen“. Die Ratsuchenden seien vom Alter her sehr gemischt: „Von 20 bis 66 Jahren war bisher alles dabei.“

Enge Zusammenarbeit mit weiterführenden Hilfsangeboten 

Viele haben Probleme mit zu hohen Nachzahlungen und gestiegenen monatlichen Abschlägen seitens des Energieträgers. Ansonsten stehen Fragen zu Ämtern und Anträgen im Fokus der Beratung. Auch Wohngeld Plus und Bürgergeld sind große Themen. Einzelne Anfragen gab es auch zum Kindergeld, Unterhaltsvorschuss oder Drogenabhängigkeit. Einige Ratsuchende konnte Oeynhausen bereits weitervermitteln an die Seniorenberatung, die Suchtberatung und auch an die Schuldnerberatung. „Diese Leute hatten vorher überhaupt keine Idee davon, dass es solche Beratungsstellen gibt oder wie sie dort einen Termin bekommen können.“ Insbesondere mit den Schuldnerberatungsstellen des Diakonischen Werkes arbeitet Oeynhausen eng zusammen.

Schuldnererbatungsstellen verzeichnen seit Monaten deutlich größere Nachfrage 

„Hier kommen in den letzten Monaten immer mehr Menschen an, die die Krisen der vergangenen Jahre noch meistern konnten. Doch jetzt stoßen sie an ihre Grenzen – vermehrt auch Menschen, die einen Job haben und vorher keine Beratung zu Schulden brauchten“, berichtet Maike Cohrs, Schuldnerberaterin der Diakonie in Brühl. „Die finanziellen Nöte sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, die Ängste sind groß.“ Durch die Pandemie haben viele Familien ihr Erspartes aufgebraucht, sodass sie wenig Rücklagen haben. Entsprechend ist auch die Nachfrage gestiegen: Allein ihre Schuldnerberatungsstelle im Rhein-Erft-Kreis könnte vier Mal so viele Ersttermine herausgeben, wie möglich sind. Auch die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) – ein Zusammenschluss von Wohlfahrtsverbänden, der Verbraucherzentrale und der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung mit insgesamt 1.400 Beratungsstellen - berichtet über die gestiegene Nachfrage in der Schuldnerberatung „Immer mehr Erwerbstätige suchen Rat“, lautet das Fazit einer Umfrage der AG SBV mit Antworten aus 460 Beratungsstellen.

Terminvereinbarung bei Sozialberatung per Mail oder Telefon

Die Allgemeine Sozialberatung der Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH versteht sich als erste Anlaufstelle für Menschen, die insbesondere wegen der höheren Energiepreise in finanzielle Not geraten sind. Und die jetzt Unterstützung benötigen, aber nicht genau wissen, an wen sie sich wenden können. Entsprechend dem Grundsatz Hilfe zur Selbsthilfe werden gemeinsame Wege gesucht, um die Situation grundsätzlich zu verbessern und passende Hilfsangebote zu finden. Unterstützt wird auch beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen sowie der Realisierung von Leistungsansprüchen gegenüber Ämtern und Behörden. Die Beratung ist vertraulich und kostenlos und wird ausschließlich aus Kirchensteuermitteln der evangelischen Kirche und der Diakonie finanziert.

Radiobeitrag über die Allgemeine Sozialberatung

Terminvereinbarung für die Allgemeine Sozialberatung bei Nicole Oeynhausen ist möglich per E-Mail sozialberatung(at)diakonie-koeln.de oder Telefon 0221-160 38 40.

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